Seit meinem Umzug bin ich ja jetzt wieder Radfahrer. Gut, der Zeitpunkt ist etwas unglücklich gewählt, Hamburg versinkt mal wieder in einem Jahrhundertwinter (schon der zweite in Folge, uiuiuiui), aber ehrlich gesagt bin ich da noch aus meiner Schulzeit genug Kummer gewohnt, denn in der Regel war es damals immer noch einfacher und schneller, mit dem Fahrrad zu fahren, als mich auf die ständig zu spät kommenden Busse zu verlassen, die dann auch schon mal nach kurzer Rutschphase einfach an unserer Bushaltestelle vorbeigerauscht sind.
Damals bestand mein Schulweg vor allem aus kleinen Straßen zwischen Berne und Wellingsbüttel – Allesamt im Winter eher nicht geschoben und daher immer mal wieder für eine Rutschpartie gut, aber wenigstens, weil Straßen, irgendwann so festgefahren, dass man da bequem durch kam.
Jetzt besteht mein Arbeitsweg überwiegend aus Radwegen, mit der Ausnahme des Weidenstiegs, der mit fast durchgehendem Kopfsteinpflaster schon bei Regen eine nicht unerhebliche Gefahrenquelle darstellt. Wobei, das ist nicht ganz richtig, denn zur Zeit sind ca. 50-60% der Radwege auf meinem Arbeitsweg schlicht nicht befahrbar. Der Zustand lässt sich in etwa als seifige Mondkraterlandschaft beschreiben.
Schlimmer noch: An Stellen, an denen nicht eindeutig ein Mieter für die Räumung der Gehwege verantwortlich ist (wo ich also Laienhaft davon ausgehe, dass die Stadt die Räumpflicht selber hat), ist oft nicht mal der Gehweg geräumt.
Okay, leere Kassen und so, und auch die Räumung der Straßen hat um Weihnachten herum eher zu wünschen übrig gelassen, als es so stark geschneit hat, aber das Problem an der Stelle ist doch, das die Stadt sich dort eindeutig riesige Haftungsrisiken aufbürdet (abgesehen von dem vorgelagerten Verletzungsrisiken, die ja im Zweifel erst im Haftungsfall irgendwen interessieren).
Und wir Radfahrer? Je nun, nach allem was ich so auf die Schnelle im Netz dazu gefunden habe, sind wir im Zweifel einfach die gelackmeierten – Eine spezielle Räumpflicht für Fahrradwege gibt es nicht und wenn, dann geht’s auch wieder nur um die Sicherheit der Fußgänger (also wenn Fuß- und Radweg zusammen liegen). Immerhin ist es erlaubt, bei blockierten oder unbefahrbaren Radwegen auf die Straße auszuweichen (aber wohl eher nicht auf den Fußweg, aber so ganz klar ist mir das nicht geworden).
Irgendwie haben auch diverse Regierungsbeteiligungen der Grünen nie etwas daran ändern können, weder auf Bundes- noch auf Landesebene – Radfahrer haben eben eine sehr kleine Lobby in Deutschland.
Wie neidisch guckt man da z.B. nach Kopenhagen. Breite Radwege, die offensichtlich auch relativ schnell geräumt werden (das werde ich am Wochenende mal verifizieren) und Radfahrer haben im Zweifel im Verkehr sowieso immer Recht.
Aber auch in Deutschland gibt es ein gutes Beispiel: Münster.
Nunja. Ich werde mich weiterhin durch die Kraterlandschaft quälen, vermutlich illegalerweise Fußgänger aus dem Weg klingeln und jedes Mal hoffen, nicht mal aufs Glatteis abgedrängelt zu werden.
Nein, da fällt es mir wirklich nicht leicht, stolz auf meine Heimatstadt zu sein.