Vielleicht liegt es daran, das ich momentan durch eine leichte Kopfdrehung die ehemalige Arbeitsstätte meines Vaters besichtigen kann.
Mein Vater war am FB Flugzeugbau und Fahrzeugtechnik der HAW Hamburg. Früher als kleines Kind war ich immer hin und weg, wenn ich meinen Vater dort besuchen durfte.In der Fahrzeughalle, in der sich unter anderem ein Hydropulser zur Untersuchung von Schwingungsfestigkeit von Karossen befinden (Sehr sehr beeindruckend), durfte ich immer mit einem Kettcar durch die Gegend heizen (sowas hatte ich zu Hause nicht). Ausserdem gab es dort eine Grube, in der man Autos von unten angucken konnte. Und Schienen und einen echten Eisenbahnwaggon. Und einen Gabelstapler. Und zwei Kräne, die auf Schienen unter der Decke hingen mit der man die ganze Halle “bekranen” konnte. Und wenn ich artig war, durfte ich sogar die Hebel an dem Gabelstapler betätigen und den Kran steuern. Und den Zeichentisch in dem Büro meines Vaters fand ich auch toll. Das Büro war sowieso der Hammer. Vollgeprampst mit Elektronik-Schrott und Elektronik-Krams. Analogcomputer, Commodore PET’s, eine selbstgebaute Kardiermaschine, Lötkolben, Messgeräte, eine Schreibtischlampe mit eingebauter Lupe (sowas wünsche ich mir jetzt auch oft wieder) und natürlich Computer über Computer.
Mein Vater war gern dort. Nach allem was ich beurteilen kann, war er bei den Studenten beliebt, er war in vielen Gremien und auch dort ein beliebter Verhandlungspartner.
In den letzten Jahren hat er, vor allem unter dem Einfluss des tollen Wissenschaftssenators, miterleben müssen, wie sich seine geliebte Fachhochschule, in der die Selbstverwaltung sicher nicht immer ohne Probleme und vermutlich auch nur bedingt effizient funktioniert hat, aber dafür immerhin Mitbestimmungsrechte für Mitarbeiter und Studenten hatte, für die er immer gekämpft hat sich in die (bedingt) effizientere, zentraler Organisierte HAW verwandelt hat, in der Mitarbeiter und Studenten kaum noch Mitspracherecht haben. Er musste zusehen, wie sich völlig fremde Fachbereiche gegen ihren willen zu “Fakultäten” zusammenschließen mussten. Er hat die tariflichen Abstiege des öffentlichen Dienstes miterlebt.
Und bei all diesen Mißständen und Verschlechterungen seiner Arbeitssituation und bei all der zwangsweisen Aufgabe seiner hart erkämpften “Privillegien” wurden die Anforderungen und das Arbeitspensum immer größer.
Ich will wirklich nicht behaupten, die Veränderungen der HAW seien Schuld an dem Tod meines Vaters. Denn daran kann niemand Schuld sein. Aber man hat schon gemerkt, das ihm die Freude an der Arbeit dort langsam aber sicher entglitt und er sich mehr und mehr über “die falsche Richtung” aufgeregt hat.
Gottseidank war das Ende ja absehbar. Er wäre vermutlich mit 62 oder so in Altersteilzeit gegangen und hätte sich jedes Jahr ein paar schöne Monate mit Muttern in Schweden gemacht. Jeder der ihn kennt, hätte ihm das von Herzen gegönnt. Nur sein Körper nicht.