Vorweg: Ich persönlich gehöre ja nicht zu den armen Seelen, die ernsthaft geglaubt haben, das Köhlers Wahl jemals in Gefahr gewesen wäre.


Nun hat Deutschland (Ich wollte gerade “wir” schreiben, aber MEIN Präsident ist das nicht, ich hab den nämlich nicht gewählt) also einen neuen Bundespräsidenten. Einen, der vorher Direktor des IWF war, also einer Bretton-Woods-Organisation, die sich zusammen mit der Weltbank und der WTO auf die Fahnen geschrieben hat, den Geist der Globalisierung vor allem in Ländern zu verbreiten (=spuken zu lassen), die sich das ohne die Hilfe eben derer nicht leisten könnten.


Kritiker dieser Organisationen (allen voran mein vielzitierter und immer falsch geschriebener Chossudovsky) meinen, das diese einseitig die Interessen großer Wirtschaftskonzerne vertreten und im Regelfall die Wirtschaft der Kreditempfänger eher schwächen bis zerstören, als das wirklich geholfen wird.


Köhler heute zu diesem Thema in seiner Rede:


“Aber wir müssen auch besonders dafür arbeiten, dass die Globalisierung den Armen dieser Welt zu Gute kommt. Dies wird nur gelingen, wenn sich die Industrieländer, also auch Deutschland, in ihrem Verhalten ändern, und vor allem auch ihre Märkte für die Entwicklungsländer öffnen. Doch das heißt dann eben auch, dass wir Wettbewerb und Strukturwandel annehmen müssen.”



Dazu ist zu sagen: Was Köhler vermutlich (aus Sicht des IWF wäre das jedenfalls logisch) meint, ist nicht, das wir jetzt mit Billiggütern von Firmen aus der 3. Welt überschwemmt werden sollen, sondern, das große multinationale Konzerne ihre in der 3.Welt hergestellten Güter noch einfacher in Europa/Deutschland verkaufen können sollen. An etwas anderem hätten die IWF-Steuerer doch gar kein Interesse.


In wie weit das nun allerdings wirklich den Armen dieser Welt zugute kommen soll, bleibt ungeklärt.

Was mich dann beim lesen der vielen Artikel über den Köhler wirklich stutzig gemacht hat, ist das folgende Zitat aus [SPON]:


Das Christentum müsse Grundlage der europäischen Einigung sein. Es sei wünschenswert, den Gottesbezug in die EU-Verfassung aufzunehmen.



Der ex-IWV-Direktor, dessen Organisation von einigen unter anderem für die Wegbereitung diverser Bürgerkriege verantwortlich gemacht wird, ist also gläubiger Christ und fordert (Parteilinienkonform) die Verankerung einer religiösen Auffassung in die EU-Verfassung.


Ist ihm eigentlich klar, dass dadurch genau die Verbindung zwischen Staat und Religion entsteht, die wir den Gottesstaaten des Islams immer vorwerfen?


Abgesehen davon, das für die Türkei aus ganz praktischen Gründen die Aufnahme in die EU auf den St.Nimmerleinstag rückt.


Und abgesehen davon, das ja nun mal große Teile Osteuropas ja doch eher zwiegespalten sind, was die Religionen angeht.


Nunja. Man wird sehen, was der Köhler noch so von sich gibt, er hat sich ja schon im Vorfeld nun nicht gerade überall mit Ruhm bekleckert.