Lasst uns bitte aufhören über das Leistungsschutzrecht zu reden. Also ich meine Inhaltlich. Das haben genug Menschen bereits getan und alle die sich auskennen und nicht befangen sind kommen zu dem Schluss dass das Quatsch ist. It’s understood.

Der große weiße Elefant im Raum ist, und darüber wurde zwar auch reichlich berichtet (wenn auch nicht in “der Presse”), aber vielen ist hier die Dimension glaube ich nicht wirklich klar: Das LSR stellt für die Deutsche Presse (und das gilt dieses Mal leider dann nicht mehr nur für Springer) einen echten Sündenfall dar.

Es wird immer viel gelabert über die “4. Macht” und die Kontrollfunktion, die die Presse innehat. Aber egal wie man dazu steht: Aktuell hat die Presse, also Tageszeitungen, Fernsehen, Wochenzeitungen/Magazine und dergleichen, noch einen relativ großen Einfluss auf die Politik. Ich will das gar nicht groß bewerten. Das Leistungsschutzrecht zeigt nun leider, dass die Deutsche Presse offensichtlich nicht in der Lage ist, verantwortungsvoll mit dieser Macht umzugehen. Die Berichterstattung zum LSR ist von wenigen Ausnahmen abgesehen von einer politischen Kampagne nicht zu unterscheiden, inklusive zahlreicher falscher Behauptungen, die gebetsmühlenartig wiederholt werden (“Was Google macht verstößt gegen das Urheberrecht”), Bewerfen des politischen Gegners (Google) mit Schmutz und Unredlichkeiten, nur weil der es am Ende doch nicht lassen konnte, mit einer Gegenkampagne zu antworten (“Missbrauch von Marktmacht” - Das Ironiemeter ist seit letzter Woche in Reparatur), usw..

Was wiederum daran liegen könnte, dass es genau das ist: Eine politische Kampagne.

Nun ist es zwar so, dass man wirklich politisch unabhängige Medien inzwischen eh mit der Lupe suchen muss und sich leider allzu oft die politischen Überzeugungen des Herausgebers oder des Chefredakteurs deutlich im Chrarakter des Blattes niederschlagen. Man könnte sagen, das wäre okay, so lange das Blattübergreifende Spektrum einigermaßen ausgeglichen ist und die Welt und die TAZ immer noch beide Existieren.

Im Falle des LSR hat sich allerdings eine unheilvolle Allianz gebildet, die, sagen wir es ruhig, vermutlich nicht zuletzt von der Angst getrieben ist, dass man nicht mehr so genau weiss, wie man Journalismus demnächst noch vernünftig bezahlen soll. Wenn aber die, die eigentlich dafür da sind, durch einen permanenten Wettstreit der Ideen und gleichzeitiger scharfer Beobachtung der Politiker diesen ganzen Wahnsinnsapparat den wir Demokratie nennen zu beobachten, zu kontrollieren und zu kommentieren, in eigener Sache plötzlich zu einer gemeinsamen Kampagnenmacht werden, die nachweislicherweise kritische Kommentare unterdrücken und gleichzeitig auf allen Kanälen mit maximaler Lautstärke eine einzige Botschaft herauspusten: “Gebt uns das Leistungsschutzrecht”, dann ist damit sehr schön demonstriert, wie weit es mit vorgeblichen Ehrenkodices her ist, wenn es um die eigene Sache geht.

Und damit wird am Ende das Kind mit dem Bade ausgeschüttet: Liebens- und Rettenswerter stellen sich Springer, SZ, FAZ und Konsorten mit dieser Nummer jedenfalls nicht dar.

Um mal ein total kaputtes Bild in die Welt zu setzen: Die Deutsche Presse 2012: Eher Schettino als Walbridge.

Zu blöd, dass dies alles für ein halbgares, vollkommen überflüssiges Gesetzt passiert, das am Ende (wenn es kommt) deutlich mehr für die Gilde der Rechtsanwälte leisten wird als für die zu Recht in die Krise geratene Deutsch Presse.